#F52 Infobrief

# F52 Infobrief

„Alles was uns bleibt, ist die Solidarität!“

Liebe Nachbar*innen,


einige von Ihnen kennen sicherlich unseren Stadtteilladen, das F52.

Wir sind Menschen aus dem Viertel, die sich hier, wo sie leben, solidarisch für die Menschen im Stadtteil einsetzen. Vielleicht kennen Sie uns von der Nachbarschaftshilfe, bei der wir seit Beginn der Corona-Pandemie vor allem Menschen aus dem Viertel unterstützen. Vielleicht waren Sie auch schon einmal bei einer unserer wöchentlichen Lebensmittelverteilungen oder einem „Kiezschmaus“, den wir kostenlos auf der Terrasse in der Friesenstraße anbieten.

Vor kurzem erschien der neue Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums in Sachsen-Anhalt für das Jahr 2020. In dem Bericht fanden auch wir als Projekt F52, wie auch unsere regelmäßigen Angebote einen Platz. Das junge Stadtteil-Projekt wird dort als „linksextremer Entgrenzungsversuch“ beschrieben.

Es heißt: „Diese Nachbarschafts- und Kieztreffpunkte können zu einer Politisierung und damit einhergehenden Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft führen…“

Ja, unser Ziel ist es, die Gesellschaft zu politisieren – und das nicht nur zu Krisenzeiten. Wir sehen die gelebte Solidarität mit jenen, die nur mit wenig zum (Über-)Leben auskommen müssen, als unsere Aufgabe an. Ebenfalls stellen wir uns offen gegen die Verursacher dieser Krisen. Während durch die Herrschenden immer wieder versucht wird, die Gesellschaft in Alte und Junge, Arbeiter*innen und Erwerbslose, Arm und Reich und nun auch noch in Geimpfte und Nicht-Geimpfte zu spalten, lautet unsere Antwort: Solidarität! Denn betroffen vom kapitalistischen System sind wir alle.

Ja, wir sind gegen eine Gesellschaft, in der Menschen betteln müssen, während Konzerne Lebensmittel aus Profitgier wegschmeißen. Ja, wir sind gegen eine Politik, die unser Gesundheitssystem privatisiert, ausverkauft und sogar während einer Pandemie tausende Betten auf Intensivstationen abgebaut und Krankenhäuser geschlossen hat. Ja, wir sind gegen Verdrängung und steigende Mieten. Und wir stellen uns gegen die Menschen, die denken in Rassismus oder Sexismus eine Antwort auf ihre Probleme zu finden.

Wir wollen eine andere, eine solidarische Gesellschaft! Aus diesem Grund unterstützen wir z.B. den „Tag gegen Gewalt an Frauen“ oder setzten uns mit Kundgebungen und Veranstaltungen für ein solidarisches Gesundheitssystem ein. Ebenfalls solidarisieren wir uns mit Menschen, die aus dem Kiez verdrängt werden wie z.B. dem Stadtfelder Familienbetrieb „Hellas Frisörsalon“ der Familie Bittmann. Sie wurden von den neuen Hauseigentümern gekündigt und verdrängt. Auch Veranstaltungen gegen Krieg und Faschismus sind Teil unserer Praxis.

Der Verfassungsschutz wittert offenbar hinter jedem kostenlos verteilten Brötchen den Sozialismus – dem ist leider nicht so. Was jedoch sehr real ist, ist die Verantwortung des Verfassungsschutzes bei der Verfolgung unliebsamer politischer Gegner sowie seine Rolle als Unterstützer und Geldgeber für Nazi-Terroristen.

Dass wir mit unserem Engagement auf wenig Gegenliebe seitens staatlicher Ordnungsbehörden stoßen, ist uns klar. Einige Male war das Ordnungsamt vor Ort und gängelte Lebensmittelausgaben oder andere ehrenamtliche Aktivitäten während des Lockdowns. Das führte soweit, dass die Polizei eine Ausgabe von warmem Essen aufgrund der Corona-Maßnahmen behinderte. Zeitweise wurden die Lebensmittelausgaben von bis zu 100 Menschen genutzt und es bildete sich eine lange Schlange, da auch die Tafeln geschlossen hatten. 

Wir sehen die Nennung des F52 im VS-Bericht als einen Angriff auf die selbstorganisierten Projekte im F52. Wer in Zeiten einer globalen Krise und Pandemie solidarische Projekte ins Fadenkreuz nimmt, ist Teil des Problems und nicht der Lösung. Lassen wir uns von der Hetze nicht spalten. Nur vereint werden wir die Krise bewältigen und für unsere Interessen einstehen.

Zeigt euch solidarisch mit dem F52 und unterstützt weiterhin das wichtige Projekt. Wir freuen uns ebenfalls immer über neue Gesichter, die uns kennen lernen oder aktiv werden wollen. Kommt gerne zur Lebensmittelausgabe oder unseren Veranstaltungen. Das F52 könnt ihr auch per Spenden finanziell unterstützen – gerne als Dauerspender*innen.